Im Sommer 2014 schwappte die “ALS Ice Bucket Challenge” durch die sozialen Netzwerke. Wer von einem Teilnehmer nominiert wurde, kippte sich entweder öffentlichkeitswirksam eiskaltes Wasser über (und dokumentierte das per Video in den sozialen Medien) oder spendete Geld zur Erforschung der Krankheit Amyothrophe Lateralsklerose (ALS).
Umgerechnet 200 Millionen Euro wurden durch den viralen Hit für ALS-Organisationen weltweit gespendet, wie der “New Yorker” berichtet. Gut 100 Millionen Euro Spendengelder hat die ALS Association in den USA innerhalb von acht Wochen erhalten. Nun, zwei Jahre später, zeigt sich, was das Geld, das durch den Hype rund um die “Ice Bucket Challenge” gesammelt wurde, bewirkt hat.
“Die Forschungslandschaft hat sich komplett verändert”, zitiert der “New Yorker” Barbara Newhouse, Chefin der ALS Association. Mit Hilfe der Spendengelder würden nicht nur die Ursachen der Krankheit erforscht, sondern auch Therapien und Behandlungen, so Newhouse. Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Studie veröffentlicht, die als Durchbruch in der ALS-Forschung galt. Die beteiligten Forscher erklärten damals, ihre Arbeit sei durch das Geld, das durch die “Ice Bucket Challenge” gespendet wurde, beschleunigt worden.
Nun melden sich erneut Wissenschaftler mit einer guten Nachricht: Das “Projekt MinE”, eine globale Initiative, die sich vorgenommen hat, das Genom von mindestens 15.000 ALS-Patienten zu untersuchen, hat einen Teil der Gelder, die durch die “Ice Bucket Challenge” zusammenkamen, erhalten und meldet nun einen Erfolg: Die Forscher haben nach eigenen Angaben ein Gen identifiziert, das mit ALS in Zusammenhang gebracht werden kann.
Project MinE: Big Data in der ALS-Forschung
Das Gen NEK1 habe man identifiziert, indem man die Gene von mehr als tausend Familien, in denen es ALS-Patienten gibt, untersucht habe, so die Wissenschaftler um Dr. John Landers (University of Massachusetts Medical School) und Dr. Jan Veldink (Universitair Medisch Centrum Utrecht). Nach Angaben der Forscher hat das Gen mehrere Aufgaben im menschlichen Körper. Werde eine davon durch eine Mutation des Gens gestört, könne das ein erhöhtes ALS-Risiko bedeuten. Nun wollen die Wissenschaftler erforschen, wie die Genmutation auftritt, ob sie vererbt werden kann und ob sie alleine ausreicht, um die Krankheit auftreten zu lassen.
“Die ALS Ice Bucket Challenge hat es uns ermöglicht, Geld aus neuen Quellen und aus neuen Teilen der Welt zu erhalten”, freut sich Bernard Muller, der selbst mit ALS lebt und das “Projekt MinE” initiiert hat. “Ich bin sehr zufrieden mit der Entdeckung des NEK1-Gens. Das ist ein weiterer Schritt hin zu unserem Ziel: Diese Krankheit auf der Erde auszurotten.”
An den Forschungen beteiligt waren 80 Wissenschaftler in elf Ländern. “Die Entdeckung von NEK1 zeigt, wie wichtig Big Data in der ALS-Forschung ist”, erklärt Lucie Bruijn, Chef-Wissenschaftlerin der US-amerikanischen ALS Association. “Die anspruchsvolle Gen-Analyse, die zu diesem Fund geführt hat, war nur möglich, weil eine große Zahl von ALS-Proben verfügbar war”, so Bruijn weiter.
Quelle: Frankfurter Rundschau